Wie lief der Bewerbungsprozess bei BWLS ab?
Mein Bewerbungsprozess war insgesamt geprägt durch die Corona-Pandemie. Nach einer sehr zeitnahen Rückmeldung auf meine Bewerbung fand ein ca. einstündiges Vorstellungsgespräch mit zwei Partnern via Zoom statt. Da ich mich mit Grundkenntnissen im Steuerrecht bei BWLS beworben habe, haben wir uns viel über die Erwartungshaltung ausgetauscht. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich bei BWLS eine „Ausbildung“ im Steuerrecht absolvieren darf und ich dafür die Bereitschaft mitbringe, viel Neues dazuzulernen.
Das Steuerrecht wird im Kreise der Studenten häufig als ein trockenes und sehr anspruchsvolles Rechtsgebiet abgetan. Wie würden Sie diesen Vorurteilen entgegnen? Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit im Steuerrecht zu entscheiden? Was fasziniert Sie an dem Tätigkeitsbereich?
Steuerrecht ist eine sehr anspruchsvolle Materie, das stimmt. Hinzu kommt, dass es ein sehr dynamisches Rechtsgebiet ist und vielen Gesetzesänderungen unterliegt. Ich meine aber, dass Steuerrecht nicht trockener ist als die anderen Rechtsgebiete, sofern man die Auffassung vertritt, das rechtswissenschaftliche Studium sei trocken.
Welche Qualifikationen bzw. welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit im Bereich des Steuerrechts vorteilhaft bzw. notwendig?
Steuerrecht spielt in der juristischen Ausbildung – bis auf möglicherweise das Schwerpunktstudium – nahezu keine Rolle. Zu Beginn der beruflichen Kariere hat man daher in der Regel, wenn überhaupt, allenfalls Grundkenntnisse und möglicherweise einige Spezialkenntnisse. Der Berufsstart ist daher geprägt durch eigenständiges Dazulernen nach der Arbeit oder am Wochenende, insbesondere um Wissenslücken zu schließen. Die Bereitschaft hierzu sollte da sein. Ein gewisser Ehrgeiz und Ausdauer, aber auch Motivation und Neugier sind von Vorteil.
Welche Herausforderungen bringt das Steuerrecht mit sich?
Als Anwalt im Steuerrecht muss man nicht zwangsläufig das Erstellen von Jahresabschlüssen können oder wissen, wie Buchführung funktioniert. Dennoch muss man sich mit diesen Themenbereichen auch als Anwalt befassen. Wie wichtig das Bilanzsteuerrecht ist, zeigt sich besonders im Rahmen einer Tax Due Diligence. Um steuerliche Risiken bei Unternehmenstransaktionen identifizieren zu können, ist es wichtig, eine Bilanz lesen und verstehen zu können.
Was macht die Arbeit bei BWLS besonders?
BWLS ist fachlich breit aufgestellt. Wenn man mal Hilfe benötigt oder Fragen hat, findet man immer den richtigen Ansprechpartner, der einem weiterhilft. Die Hierarchien sind sehr flach. Ob Azubi oder langjähriger Mitarbeiter. Alle arbeiten auf Augenhöhe.
Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gewährt Ihre Kanzlei?
Es gibt allerlei Weiterbildungsmöglichkeiten bei BWLS. Neben Optionen an der Teilnahme unterschiedlichster Seminare des Steuerberaterverbandes unterstützt BWLS Mitarbeiter auch aktiv bei der Erlangung des Steuerberaterexamens oder wie bei mir, der Absolvierung des Fachanwaltslehrgangs für Steuerrecht.
Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Erlangung des Fachanwaltstitels im Steuerrecht?
Der Titel an sich ist meiner Meinung nach vielleicht nicht so wichtig, kann aber unter Umständen auch mal ein Türöffner für gewisse Mandate sein. Vielmehr geht es aber darum, sich breites Wissen anzueignen, um diese in der Praxis gezielt einsetzen zu können.
Was würden Sie Bewerbern raten, die sich für eine Karriere im Steuerrecht interessieren? Welche Schwerpunkte sollten sie bei ihrer Ausbildung setzen, auf welche fachübergreifenden Fähigkeiten wertlegen?
Sinnvoll ist es, bereits im Studium seinen Schwerpunkt aufs Steuerrecht zu legen oder vor bzw. früh während des Referendariats den Fachanwaltslehrgang für Steuerrecht zu absolvieren. Es ist mit Sicherheit nicht unmöglich, die berufliche Kariere im Bereich Steuerrecht ohne Vorkenntnisse zu beginnen. Ein gewisses Vorwissen erleichtert allerdings den Einstieg.